Dschungel Boy Review

Eine der ersten Lektionen, die man lernt, wenn man sich mit den Kinderschuhen des Home Entertainments auseinandersetzt, ist wohl folgende: Erlaubt ist, was nicht explizit verboten wurde. 1982 schien das auch direkte Kopien nicht auszuschließen…

dschungelboycoverTitel: Dschungel Boy (Tom Boy)
System: Atari 2600
Genre: Jump and Run
Erscheinungsjahr: 1982
Entwickler: Rainbow Vision
Durchgespielt in 1 Stunde Spielzeit

Story: 0/10
Dschungel Boy ist eine komplette Kopie des Spiels Pitfall, das im selben Jahr bei Activision entstand. Dessen fehlende Story wurde dabei ebenso übernommen, wie jeglicher andere Aspekt des Originals. Der Klon ist dabei so frech, dass nicht nur das gesamte Gameplay, sondern auch Sprites und Animationen geklaut wurden. Bei Quelle schien diese Dreistigkeit von Rainbow Vision (Originaltitel Tom Boy) aber niemanden weiter abgeschreckt zu haben, denn noch im selben Jahr erschien das Spiel in ihrem deutschen Atari-Katalog unter dem Titel Dschungel Boy. 1982 war das wohl alles noch OK so? Verrückt.

Gameplay: 7/10
In einem Zeitlimit von 20 Minuten gilt es in einem Dschungel 20 Schätze zu finden, ohne dabei zu oft von Hindernissen wie Treibsandgruben, Skorpionen, Hunden oder Pfützen erledigt zu werden. Dazu bedient sich das Spiel einer klassischen Jump and Run Mechanik: Mit dem Joystick des Ataris wird gerannt, auf Knopfdruck erfolgt ein Sprung. Der Screen ist in zwei horizontale Ebenen unterteilt, von denen aber meist nur die obere Hälfte Schätze und Hindernisse beinhaltet. Gelingt es dem Spieler, alle Schätze zu finden, bevor die Zeit abläuft oder alle Leben verbraucht sind, ist das Spiel geschafft und der Highscore kann in’s Handbuch gekritzelt werden. Jap, so war das damals.

ingame

Grafik: 5/10
Im Vergleich zum echten Pitfall wurde im Klon die Farbpalette etwas abgeändert, was dem Spiel nicht gerade wohl bekommt und vor allem die Assoziation zum Dschungel etwas schwieriger macht. Dennoch schlägt sich der Titel mit hübschen Sprites für ein Spiel aus den frühen 80er Jahren sehr gut, auch wenn das Original noch eine Ecke hübscher ist.

Fazit:
Es mag dreist erscheinen, wie frech damals intellektuelles Eigentum geklaut wurde. Andererseits hatte KingArt vor kurzem erst die Betitelung „Candy Crush Saga“ für ein Spiel eingeklagt, das ein kompletter Bejeweled-Klon ist.. Ich schätze, man findet in jeder Epoche der Gaming-Geschichte verrückte Stories zu Klonen, Kopien und Geklautem. Dennoch spielen die vom Quelleversandt zu dieser Zeit sicherlich günstig eingekauften Atari-Kopien eine interessante historische Rolle in der ewigen Debatte um Urheberrechte und zeigen uns einmal mehr, wie sich Videospiele vom Rande des öffentlichen Interesses zu Mainstream-Medien entwickelt haben, bei denen heute jeder noch so kleine Patzer schwere Klagen nach sich ziehen kann.

TL;DNR: Wild kopierte Moglipackung