Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty Review

MGS2 ist eines dieser Videospiele, das den Spieler von der ersten Sekunde an in seinen Bann zieht. Vor allem die Story ist unglaublich genial und selbst wer keine Stealth Games mag sollte sich dieses Spiel nicht entgehen lassen. Lest selbst, warum!

mgs2front

Titel: Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty
System: PlayStation 2
Genre: Stealth Action
Erscheinungsjahr: 2001
Entwickler: Konami
Durchgespielt in 12 Stunden Spielzeit

Story: 10/10
Im direkten Nachfolger des Erfolgshits Metal Gear Solid hat der Spieler zu Beginn die Wahl, ob er eine Intro-Mission spielen möchte oder nicht. In dieser optionalen Mission findet sich der Spieler mit dem altbekannten Hauptcharakter Solid Snake auf einem Tanker wieder und soll Informationen über weitere Metal Gears sammeln. Doch die Mission endet in einem Debakel: Snake kann Revolver Ocelot nicht stoppen, als dieser mit einer russischen Söldnertruppe den Tanker überfällt, den Metal Gear in seine Gewalt bringt und kurzerhand den Tanker vernichtet, bevor er stilvoll mit seiner Beute abtaucht. Snake stirbt auf dem sinkenden Schiff. Nach dieser eindrucksvollen Eröffnung, die so manchem Fan des ersten Teils wohl erstmal die Kinnlade nach unten fallen lässt, beginnt der Spieler dann den Hauptteil des Nachfolgers: Eine neue terroristische Gruppierung unter dem Namen Sons of Liberty hat eine Recycling-Anlage vor der Küste New Yorks an sich gebracht und droht mit der vollständigen Zerstörung und somit einer tödlichen Naturkatastrophe, sollte nicht innerhalb kurzer Zeit eine unverschämte Geldsumme ausgezahlt werden. Als Anführer der Gruppe gibt sich ironischerweise ein Mann aus, der den Decknamen Solid Snake benutzt. Mysteriös! Doch damit nicht genug, denn die Terroristen haben außerdem den President of the United States auf die Anlage geschafft! Wer jetzt im Outro des ersten Teils aufgepasst hat, der kann natürlich leicht eins und eins zusammenzählen, doch zumindest für den neuen Protagonisten Raiden scheint die Situation verworren. Im weiteren Verlauf erweist sich das Spiel als Storyfeuerwerk, das wieder einmal alles in Frage stellt, was die Charaktere wissen, glauben und zu wissen glauben. Eine Verschwörungstheorie jagt die nächste, während immer mehr finstere Geheimnisse ans Tageslicht gefördert werden und dem Spieler dabei immer wieder einen Schlag in den Magen verpassen. Nicht selten muss man hier als Gamer seiner eigenen Moral einen Tritt versetzen, um das Geschehen weiterzubringen, obwohl man sich sicher ist, das falsche zu tun. Die gesamte Story fesselt wie bereits im Vorgänger von der ersten bis zur letzten Sekunde durch Spannung und ungeahnte Wendungen, gepaart mit bis ins winzigste Detail durchdachten Charakteren, die in ihrer Art und Persönlichkeit einmalig sind. Neu ist die emotionale Achterbahnfahrt, die Hideo Kajima den Spieler hier durchleben lässt. Ich persönlich habe bei keinem anderen Spiel so extrem mitfiebern, mitdenken und auch mitfühlen müssen, aber dazu mehr im Fazit.

Gameplay: 8/10
Gameplaytechnisch erweitert das Spiel die Funktionen des beliebten Vorgängers, der seinerzeit das Stealth Genre revolutionierte. Die wohl auffälligste Neuerung ist die Möglichkeit, selbstständig in der Egosicht zu zielen. So können Wachen effektiv abgelenkt oder direkt ausgeschaltet werden. In Actionszenen erweist sich das Verfahren jedoch als etwas schwierig, aber zum Glück kann man ja noch immer mit der alten Auto-Aim-Funktion draufhalten, wenn man denn wirklich auf Gewalt angewiesen sein sollte. Dieser Fall sollte jedoch besser vermieden werden, denn mehr noch als in Teil eins der Serie wird hier Wert auf verstecktes Agieren gelegt. Wird Raiden entdeckt, bricht die Hölle los und aus jeder Ecke der Station strömen Sicherheitskräfte zur Stelle des Alarms. Und dieser wird prinzipiell bei jeder Kleinigkeit von der extrem ausgefeilten KI gegeben: Wasserflecken auf dem Boden? Ein Kamerad beantwortet den Funkspruch nicht? Ein unerwarteter Schatten? Schon darf sich Raiden ein gutes Versteck suchen und gern auch mal zwei oder drei Minuten verharren bis die Luft wieder rein ist. Neu sind dabei beispielsweise die Optionen sich an einem Geländer herunterzulassen oder vorsichtig zu gehen, um keine Geräusche auf dem Fußboden zu machen. Alles in Allem ist MGS2 gameplaytechnisch also eine leicht verbesserte Version des Vorgängers auf einem weit höheren Schwierigkeitsgrad, bei dem Gewalt fast nie zum Ziel führt. Die Bosse sind wieder einmal nach einer bestimmten Strategie zu besiegen und laufen nicht oft auf ein Try-Fail-Try Prinzip hinaus. Auch hier ist jedoch zu beachten: Nicht immer führt Waffengewalt zum Ziel! „Tactical Espionage“, wie es dem Spielecover zu entnehmen ist, steht also jetzt tatsächlich im Vordergrund.

Grafik: 9/10
Optisch ist der Nachfolger natürlich im Vergleich zum Playstation 1 Vorgänger eine unbeschreibliche Steigerung. Die Grafischen Möglichkeiten der PS2 werden sehr gut ausgenutzt und sorgen dafür, dass MGS2 ein überzeugendes Ambiente in einer grafisch sehr schön umgesetzten Spielumgebung abgibt. Die Atmosphäre passt dabei stets zum Leveldesign: Der düstere Tanker wirkt bedrückend und kalt, während „The Shell“ (die Station, auf der sich der zweite Abschnitt abspielt) ein wenig freundlicher und in helleren Farben daherkommt. Die Umgebung ist qualitativ hochwertig und stimmig, sodass dem Spieler wirklich nicht viel zu meckern bleibt. Grafische Spezialeffekte kommen dabei zwar recht selten vor, sind aber dafür stets von spektakulärer Qualität. Als besonderes Extra kommen vereinzelte Flashback Szenen vor, in denen die Geschehnisse des ersten Teils in originaler Spielgrafik gezeigt werden. Auch einige Realfilmszenen warten wie bereits in MGS1 als Stilmittel auf den Spieler. Einfallsreich und qualitativ hochwertig trägt die Optik also einiges zum faszinierenden Gesamterlebnis bei.

Fazit:
Mit Metal Gear Solid 2 gelingt es Kojima seinen hoch gelobten Vorgängertitel noch einmal weit in den Schatten zu stellen. MGS2 hat die aus meiner Sicht genialste, durchdachteste und schlichtweg beste Story, die mir je in einem Videospiel untergekommen ist. Noch aktiver als im ersten Teil muss der Spieler hier selbst überlegen, welche Informationen er glaubt, wem er vertraut und vor allem was der Hintergrund seiner Taten ist. Die Atmosphäre und das bewährte Gameplay runden den wohl wichtigsten Aspekt der überragenden Story zu einem fantastischen Spielerlebnis ab, bei dem der Gamer nicht selten ein schlechtes Gewissen angesichts seiner eigenen Taten bekommt. Ich persönlich habe mich am Ende des Spiels richtig schlecht gefühlt und hätte die Geschichte lieber anders ausgehen lassen, aber genau das macht das Spielerlebnis noch intensiver. Einen gameplaytechnisch einfallsreichen Kampf wie den berühmten Psycho Mantis gibt es dieses mal ebenfalls wieder, sodass erneut die grauen Zellen und nicht nur der schnelle Finger gefragt sind. Untermalt wird das Meisterwerk von einem genialen, epischen Soundtrack aus der Feder von Harry Gregson-Williams, einem Schüler des weltberühmten Hollywood-Komponisten Hans Zimmer, der zuletzt für „Inception“ die Musik schuf. Noch immer bekomme ich eine Gänsehaut, wenn das Maintheme auf meinem MP3Player läuft. Wer auch immer also auf ausgefeilte Stories, geniale Charaktere und einmalige Atmosphäre in Videospielen steht, dem ist MGS2 nur zu empfehlen. Unter Umständen lohnt es sich jedoch in zweierlei Hinsicht, mit dem ersten Teil der Serie anzufangen: Zum einen fehlt einem an mancher Stelle sonst der Storyhintergrund und zum anderen war Teil 1 steuerungstechnisch deutlich einsteigerfreundlicher und führte den Gamer vorsichtiger an das (für mich zumindest) doch sehr gewöhnungsbedürftige Genre.

TL;DNR: Genial.