Pokémon Channel Review

Wenn sich jemand von euch fragt, wie wohl ein LSD Trip auf Pilzen sein mag, sich seinen Körper aber nicht versauen will: Hier ist die Lösung.

2014-02-12 09.58.24Titel: Pokémon Channel
System: Nintendo GameCube
Genre: Adventure / Fernseh-Simulator
Erscheinungsjahr: 2003
Entwickler: Ambrella
Durchgespielt in 12 Stunden Spielzeit

Story: 2/10
Du lebst in der Pokémon-Welt und sollst das geplante „Pokémon TV“ probeschauen. Als menschliches Versuchskaninchen wirst Du also gezwungen, dir in einem Videospiel verschiedene Fernsehsender anzusehen. Um zu überprüfen, wie das Angebot auf Pokémon wirkt, wirst du dabei von Pikachu begleitet. Klingt jetzt ein Bisschen nach Clockwork Orange, aber so ähnlich wirkt sich der Versuch früher oder später auch auf Pikachu aus. Wie der Spieler das Psycho-Experiment wahrnimmt, bleibt ihm selbst überlassen. Je mehr Sender test-geschaut wurden, umso mehr neue Sender werden mit der Zeit freigeschaltet. Natürlich kann man zwischendurch auch mit dem Bus einen Ausflug in eines von vier bekannten Pokémon Gebieten machen, zur Story trägt das aber eher wenig bei.

pkmchan1Gameplay: 4/10
OK, reden wir Tacheles: Wir sitzen aus der Ego-Sicht unseres Ingame-Charakters vor einem Fernseher und schauen uns TV-Sender von Pokémon für Pokémon an. Wer die Serie auch nur ansatzweise kennt, weiß, dass die kleinen Tierchen ausschließlich ihren eigenen Namen sagen können. Während Enton uns also die News vorliest, bestehen diese aus genau einem Wort, das er wieder und wieder vor sich hin plappert: Enton. Enton Enton Enton. Enton. Netterweise ist der Rundfunk wenigstens untertitelt, sodass man sich immerhin durchlesen kann, dass zum Beispiel auf der nahegelegenen Wiese ein seltenes Pokémon gesichtet wurde. Wow. Das ist so der Moment, an dem man im echten Leben den Controller ablegt und fassungslos auf den Bildschirm starrt. Ist das jetzt das Spiel? Was für ein krankes Experiment hat Professor Eich mit mir vor? Wie viele dieser Sender muss ich mir ansehen? Ist das wirklich ernst gemeint?? Wer den Mut (oder den Wahnsinn) hat, das Spiel hier fortzusetzen, wird zum Glück mit einem etwas interaktiveren Sender belohnt. Shoppen mit Schiggy ist ein Werbesender, bei dem der Spieler sein Wohnzimmer mit neuen Tapeten, Puppen oder sogar Möbeln aufrüsten kann. Ein wenig wie mit dem Geheimgabe-Feature der Pokémon Gold und Silber Game Boy Spiele. Auf die gekauften Waren muss dann allerdings grob 20 Stunden gewartet werden. Echte Stunden. In dieser Zeit kann nun entweder einer der anderen spannenden Sender verfolgt, oder der GameCube ausgeschaltet werden.

pkmchan3Grafik: 7/10
Hübsch, bunt, sauber und rund kommt die Grafik dieses höchst experimentellen Titels überraschenderweise daher und ist somit womöglich einer der wenigen Anreize, das Spiel nicht nach den ersten 30 Minuten völlig entgeistert wegzulegen. Der Stil der etablierten Reihe wurde sehr schön getroffen und vor allem die 3D Modelle machen tatsächlich einiges her. Für den GameCube also eine durchweg solide Grafik, die in ihrer farbenfrohen Kindlichkeit den Ton des Spielgedankens hervorragend zu tragen weiß.

pkmchan4Fazit:
Schafe zählen, Glückskekse essen oder Pokémon Silhouetten erraten. Alles möglich mit den fantastischen Sendern der Pokémon Channel Sendeanstalt. Was anfangs tatsächlich ziemlich abgefahren wirkt, machte mir persönlich nach kurzer Zeit irgendwie großen Spaß. Dazu muss man allerdings sagen, dass ich das Spiel nicht alleine sondern mit meiner Freundin und meinem Bruder gespielt habe und wir uns so zum Beispiel beim ersten Kontakt mit Flegmons Wetterbericht mehrere Minuten lang lachend auf dem Boden kringeln mussten. Wenn man mit diesem typisch wahnsinnigen Humor an das Spiel herangeht, der sich entwickelt, wenn man mehrere Nächte nicht geschlafen hat, dann macht das Spiel auch erwachsenen Pokémonfans großen Spaß. Glaube ich. Probiert es aus, spielenswert ist dieses Experiment definitiv!!

TL;DNR: Der Fernsehsimulator – Pokémon Edition

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