Pokémon Generation 5 Review

Und weiter geht’s! Wenn man der Allerbeste sein will, kann man in der nunmehr fünften Pokémon-Generation wieder einmal 150 neue Freunde finden. Außerdem wurde wieder einiges am Gameplay verändert.

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Titel: Pokémon Editionen Schwarz / Weiß
System: Nintendo DS
Genre: Rollenspiel
Erscheinungsjahr: 2010
Entwickler: Game Freak
Durchgespielt in 18 Stunden Spielzeit

Story: 5/10
Mit den Editionen Schwarz und Weiß kommt die nun bereits fünfte Generation der Pokémonspiele auf den Nintendo DS, der damit nach Perl, Diamant und Platin seine zweite Generation der Kultserie begrüßen darf. Bei diesen Spielen ist natürlich wie üblich der mittlerweile mehr als bekannte Stil der Vorgänger deutlich zu spüren, doch besonders in Sachen Story überrascht uns das erfrischend neue Konzept einer durchdachten Verschwörung im Gebiet des Spiels, der Einall-Region, mit ungewohnter Tiefe. Der junge Trainer (oder die junge Trainerin, je nachdem für welches Geschlecht sich der Spieler anfangs entscheidet) wird mit der Frage Konfrontiert, ob es nicht eher im Sinne der Pokémon wäre, wenn der Mensch komplett auf das unterjochen der zierlichen Kreaturen verzichten würde. Da Game Freak aber natürlich auch noch eine sechste Generation der Spiele nachlegen will, wird die Frage schnell mit dem Fakt beantwortet, das die kleinen Monster sich ja liebend gern für ihre Trainer prügeln und K.O. gehen und der Konkurrent für den restlichen Spielverlauf ist mit dem zwielichtigen Anführer und seinen Predigten über das Freilassen aller Pokémon geboren. Bis zur letzten Sekunde wird dieses Mal an der Geschichte rund um das betrügerische Team Plasma festgehalten, sodass es zwar recht wenige Sidequests gibt, die sich nicht mit dem Syndikat und deren mysteriösen Heiland namens N befassen, das Spiel aber durch den Fokus auf die kontroversen Ansichten dieser Organisation nur selten langatmig wird. Selbst nach Abschluss der eigentlichen Story und einem Sieg über alle acht Arenaleiter und die Top4, so wie besagten N, lassen sich noch drei neue Städte bereisen, in denen es viel zu erleben gibt. Auch für ein RPG, an das ich prinzipiell hohe Ansprüche in Puncto Story stelle, schlägt sich die fünfte Evolution der Pokémonserie extrem gut und kann endlich nicht nur gameplaytechnisch, sondern tatsächlich auch im Bereich Story überzeugen. Jetzt ist natürlich die Vorfreude auf eine eventuell noch einmal aufgepeppte dritte Edition der Generation ordentlich angeheizt!

Gameplay: 9/10
Die Editionen Schwarz und Weiß überzeugen durch ihr simples Prinzip wieder alles so zu machen wie noch im allerersten Teil der Pokémon-Saga und greifen so den Ursprung des Erfolgs auf, ohne sich von späteren eventuellen Fehltritten beeinflussen zu lassen. So gibt es in dieser Generation wie früher 150 frische Pokémon zu fangen. Der Clou daran ist, dass dem Spieler bis zur Vollendung der Story und dem Abschluss der Top4 ausschließlich diese 150 neuen Pokémon begegnen werden und sich die alten Bekannten erst dann unter’s Volk mischen. So hat der Spieler endlich wieder das Gefühl, in einer ganz neuen Welt unterwegs zu sein. Nach vier Generationen bedeutet das also endlich, dass wir uns nicht mehr in jeder Höhle mit elenden Zubats plagen müssen und beim Surfen kein Karpador auftauchen wird! Karpador Fans können sich aber trotzdem ganz besonders freuen: Als Anspielung auf alte Teile kann man sich diese „Investition“ in Form eines kampfschwachen Fisches für wenig Geld an einer bestimmten Stelle des Spiels kaufen. Eine weitere Neuerung ist die sogenannte Dream Zone, über die sich der Spieler per W-Lan in das Spiel eines Freundes einloggen kann. Trifft er diesen dann in seiner Spielwelt, erhalten beide einen Bonus. Dieses nette Feature zeigt wieder einmal eindrucksvoll, wie interaktiv die DS Systeme verwendet werden könnten, wenn mehr Entwickler Wert darauf legen würden. Neben dem hervorragenden Spielgefühl und der Dream Zone, die als erweiterte Form des Undergrounds aus Generation 4 betrachtet werden kann, wurde aber auch am wichtigsten Teil der Spiele, den Pokémonkämpfen, wieder einiges zum Positiven verändert. So gibt es zum Beispiel erneut eine Vielzahl brandneuer Angriffe, die beispielsweise erstmals einen direkten Wechsel nach dem Zufügen des Schadens zulassen und so noch mehr Abwechslung und Taktik ins Geschehen bringen. Darüber hinaus kommen wieder einmal neue Kampfmöglichkeiten hinzu: Der Tripple Battle und der Rotation Battle. Während sich die weiße Edition mit den Tripple Battles auseinandersetzt, sind diese auf der schwarzen Edition durch besagte Rotation Battles ersetzt, sodass sich die Spiele ein wenig unterscheiden. Im PvP zwischen zwei oder mehr Spielern können natürlich jederzeit beide Optionen, sowie die bereits bekannten Double Battles und die klassischen Duelle ausgewählt werden. Tripple Battles verlaufen dabei ganz ähnlich der alten Spielart Double Battle: Drei Pocket Monsters stehen sich pro Team gegenüber und geben der Reihe nach ihre stärksten Angriffe zum Besten, um den Gegner auszuschalten. Leider verkommt dieses Prinzip schnell zum Damage-Race und ein durchdachtes Team kann nicht viel mehr anrichten als eine beliebige High-Level-Kombination mit starken Direktangriffen. Anders sind da zum Glück die Rotation Battles. Hier geht es vor allem darum, den Gegner richtig einzuschätzen, denn jedem Spieler stehen drei Pokémon zur Verfügung, die anders als beim Tripple Battle nicht gleichzeitig, sondern einzeln angreifen. Dabei entscheidet der Spieler darüber, welches der drei Monster den Angriff ausführt und dafür den Gegenangriff des Gegenübers einsteckt. So wird der Einsatz einer Elementarattacke eventuell noch einmal überdacht, wenn im Gegnerischen Team unter den drei Pokémon eines mit gewissen Wiederständen ist. Diese neuen Modi machen jeweils auf ihre Art Spaß und sorgen dafür, dass zwei Spieler im Link-Kampf nicht immer auf die gleiche Gameplaymechanik zurückgreifen müssen und echte Freaks sich für jede Spielart ein perfektes Team erstellen müssen, während Casuals mit ihren sechs liebsten Pokémon an jeder der Disziplinen teilnehmen können. Wie viel Zeit in das Training und die Perfektion des Teams investiert wird bleibt eben jedem Spieler selbst überlassen. Hardcore Gamer sind jedenfalls mit der fünften Generation vorläufig sehr gut ausgelastet.

Grafik: 7/10
Optisch ist es fast ein Skandal, dass sich der fünfte Teil der Serie durch seine grafischen Verbesserungen endlich der Gesetzmäßigkeit entzieht, dass ein Pokémonspiel nie zeitgerecht aussehen darf. Bunter Comic-Stil gepaart mit schöner DS-Grafik, dazu eine Priese Innovation aber bloß nicht so viel, dass alte Fans abspringen. Diesen Spagat aus alt und neu schaffen Weiß und Schwarz erstmals in einer neuen Pokémongeneration, und zwar mit Bravur. Kamerawinkelwechsel und spezielle Kamerafahrten bieten interessante neue Aspekte, während die klassische zweidimensionale Optik durch Abrundungen und Horizont-Effekte ein wenig aufpoliert wurde und nun deutlich aktiver wirkt. Der zweite Bildschirm des DS ist dabei zwar weniger gut ausgenutzt als im Vorgänger, da fast ausschließlich das W-Lan Feature angezeigt wird und auf Spielereien wie das gute alte Pokétch verzichtet wurde, dafür heiligt der Zweck die Mittel, denn gerade das neue „Poké-Twitter“ ist schon eine interessante Sache wenn man im Wartezimmer eines Arztes oder einfach der S-Bahn plötzlich auf Mitspieler trifft, die sich ganz in der Nähe befinden. Im Kampf selbst hat sich wenig an der Grafik getan, die bereits beim Vorgänger einfach gut aussah. So ist hier kein direkter Kritikpunkt zu finden. Endlich sieht Pokémon nicht mehr „alt“ aus, sondern überzeugt durch eine hervorragende Weiterführung des alten Stils, gepaart mit innovativen neuen Ansätzen, von denen wir in zukünftigen Spielen sicher noch einiges sehen werden.

Fazit:
Speziell durch die Orientierung an Tajiris Erstling weiß die fünfte Generation Pokémon nach einer recht schwachen vierten endlich wieder zu begeistern – und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde! Die neuen 150 Pokémon sind dabei die Stars des Spiels, denn anders als in den Vorgängern bekommt man es nicht mit einem einzigen alten Monster zu tun während man die neue Welt unsicher macht. Die interessante Story regt zeitweise stark zum Nachdenken an und in Sachen Gameplay ist es Game Freak wieder einmal gelungen, ein bereits perfektes Prinzip noch einmal durch neue Innovationen zu verbessern. Nachträglich veröffentlich gibt es außerdem noch ein weiteres interessantes Feature, das allerdings beim Release des Games noch nicht integriert war und so erst hier im Fazit Erwähnung findet: Der Pokémon Global Link. Im Internetbrowser kann ein Pokémon darüber quasi seine Träume ausleben, denn ein im Spiel schlafen gelegtes Pocket Monster träumt natürlich und mit einem Account auf pokemongl.com können diese Träume nachverfolgt und miterlebt werden. Ein nettes Feature, das allerdings nicht zur Vervollständigung des Spiels beiträgt sondern eher als Bonusinhalt angesehen werden darf. Dennoch zeigt auch dieses Feature wieder, wie Innovationen aus dem Hause Game Freak ein Videospiel vorbildlich über die gewohnten Grenzen erweitern können. Alles in Allem ist die fünfte Generation der Serie also ein hervorragender Titel, der das perfekte Mittelmaß aus Oldschool-Kult und Innovation findet. Daumen hoch und weiter so!

TL;DNR: Reboot tut gut: Black and White bringen das Spielgefühl der ersten Generation zurück, ohne im Nachhinein auf Pokémon oder Features verzichten zu müssen.