Warcraft 2 – Tides of Darkness Review

Im Review zu Warcraft 2 gehe ich quasi zurück zu den Wurzeln, denn der Strategie-Klassiker war mein allererstes Videospiel. Ein unvergessliches Weihnachtsfest!

wc2front

Titel: Warcraft 2 – Tides of Darkness
System: PC
Genre: Real Time Strategy
Erscheinungsjahr: 1996
Entwickler: Blizzard Entertainment
Durchgespielt in 18 Stunden Spielzeit

Story: 8/10
Die klassische Story von Warcraft 2 umfasst auf den ersten Blick schon mal einige wesentliche Faktoren, ohne die ein frühes Fantasy-RTS in den 90’s sicherlich nicht sonderlich gut funktioniert hätte: Heldenhafte Menschen und fiese Orks, die die menschliche Heimatwelt durch ein „Dunkles Portal“ bereisen und einnehmen wollen. Doch Blizzard gibt sich mit einem solchen Rahmen natürlich nicht zufrieden: Schnell werden Helden eingeführt, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgen und die politischen Machenschaften sowohl zwischen den menschlichen Staaten als auch zwischen den Ork-Clans bringen eine unerwartete Tiefe ins Spielgeschehen. Stück für Stück werden Nebenstränge der Hauptgeschichte rund um die Invasion durchlebt, Fraktionen verfeinden oder verbünden sich und mächtige Helden treffen Entscheidungen, die die Geschichte maßgeblich beeinflussen. Für das doch recht junge Genre ist die Story von Warcraft 2 dabei sehr gut durchdacht und zieht den Spieler vielleicht nicht gleich von Anfang an in seinen Bann, entwickelt aber früher oder später dieses fantasytypische „Ich-will-jetzt-wissen-wie-es-weitergeht“-Gefühl. Es gibt eben doch einiges mehr zu erleben, als stumpfes Orkgekloppe.

Gameplay: 8/10
Warcraft 2 bring das Genre Real Time Strategy mit seinem ausgefeilten Gameplay um einen riesigen Schritt nach vorne. Angefangen bei dem perfekt ausgeglichenen Mix aus Economy (sprich Holz, Gold und Öl sammeln), Militär und Base Building bis hin zum Nebel des Krieges, der ein Scouting fast unumgänglich macht und dem Fakt, dass Gebäude anders als beim Hauptkonkurrenten Command and Conquer mit Arbeitern überall auf der Karte errichtet werden können erfindet Blizzard das Genre zwar nicht neu, strukturiert es aber gehörig um und erschafft ein neues Gameplaygefühl, das noch Jahre später in etlichen RTS-Games wiederzufinden ist. Die Fraktionen sind dabei nahezu ausbalanciert, auch wenn die menschlichen Ritter und Paladine nicht ganz mit den Ogern und Ogermagiern der Horde mithalten können. Dafür haben die Menschen aber den Instant-Death-Counter ihrer Magier. Und wo wir schon bei den Einheiten sind: Gelungen ist auch die Symbiose aus Land-, Luft- und Seeschlachten. Je nach Karte oder Einsatzziel kann der Spieler seine Armee entsprechend anpassen und den Gegner so beispielsweise auf See von der Ressource Öl trennen, während eine kleine Gruppe Lufteinheiten Hinterrücks die Produktionsstätten der Landbasis zerstört. Tech Trees und die Möglichkeit, Ausbildungsstätten mehrfach zu errichten, um in Massenproduktion zu gehen, runden das Gameplay zu einem Meilenstein der Strategiespielgeschichte ab und werden WC2 in Puncto Gameplay wohl für immer unvergessen machen.

Grafik: 6/10
Ganz ehrlich: Warcraft 2 hätte besser aussehen können. Angesichts der extrem kurzen Entwicklungszeit des Spiels und dem Fokus auf Gameplay und Story ist über diesen Fakt aber schnell hinwegzusehen. Noch dazu schmerzt das Spiel ja auch nicht in den Augen und sieht auf seine eigene Art irgendwie stimmig aus. Animationen sind hübsch umgesetzt, einzig die Spezialeffekte im Spiel wirken etwas unschön. So sieht Runenmagie aus, wie eine billige Lichterkette und auch der Feuerball des mächtigen Drachen kommt recht unansehnlich daher. Dafür reißen die Zwischensequenzen den Karren aber eindeutig wieder aus dem Dreck. Diese Belohnungen in Videoform, die man nach je drei geschafften Storylevels bekommt, sehen einfach nur gut aus! Früher habe ich sogar vor Abschluss jedes dritten Levels einen neuen Speicherstand angefangen, um die Sequenzen öfter zu betrachten. Jaja, Pre-Youtube-Ära eben…

Fazit:
Nachdem sich Blizzard mit dem ersten Teil der Warcraft Reihe bereits auf dem Strategiespielmarkt etabliert hat, liefert der Nachfolger in fast allen Belangen deutliche Verbesserungen und erweist sich als gameplay- und storystarkes Real Time Strategy Game, das sich durch ein gutes Balancing und fantastische Zwischensequenzen auszeichnet. Der bunte Comicstil späterer Blizzard-Titel zeichnet sich bereits ein wenig ab und auch wenn die Grafik sicher nicht das Steckenpferd dieses Spiels ist, so ist sie doch stimmig und baut, gepaart mit einem herausragenden Soundtrack, die passende Atmosphäre auf. Warcraft 2 war mein allererstes Videospiel und selbst wenn das Gameplay heute zugegeben etwas anstrengend ist, da ich durch aktuellere Titel verwöhnt wurde, könnte ich es jederzeit wieder spielen. Wahrscheinlich hat dieses Spiel maßgeblich dazu beigetragen, dass mir eine gute Story in Videospielen heute meist wichtiger ist, als optische Perfektion. So ist es jedenfalls in diesem (zumindest für mich) unvergesslichen Strategiespiel der Fall. Aus heutiger Sich lege ich das Spiel leider nichtsdestotrotz nur noch RTS-Veteranen ans Herz, da sich in Sachen Spielmechanik seit 1996 eben doch einiges verändert hat.

TL;DNR: Mein allererstes Videospiel. Noch heute in grandioser Erinnerung.